Gedichte von der Wende
Machtfrage Oktober war's, Die Herrn Genossen Doch Wandel schafft man nicht November 1989 (vertont 2014)
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Deutsche Zeit
Es ist die Zeit nicht für Gedichte, für Bücher bleibt die Muße kaum; das deutsche Volk schreibt grad' Geschichte, erfüllt sich lang gehegten Traum. Daß es ein Alptraum wird für jene, die stets man schon betrogen hat, paßt nicht in die beschloss'nen Pläne vom einen und vom andren Staat. Nun Brüder, Schwestern sich vereinen nach langer Jahre Abstinenz. Dem einen mag's wie Glück erscheinen, dem andren nimmt's die Existenz. Doch sei's drum - auf zu neuen Wegen! Nur manchmal fehlt den Mächtigen die Sicht: mitunter ist auch wer dagegen - für sie bleibt Zeit für dies Gedicht. 1990 |
Volk ohne Traum
Eine Schar von Diletanten hatte den gemeinsam’ Traum, ohne jede Westverwandten eignen freien Staat zu bau’n. Ignorierte diese wüste eines-Volkes-Einheits-Mär, sah darin der Deutschen düstre Großmachtsträume Wiederkehr. Setzte tapfer anstatt dessen auf der Kollektive Kraft, von der Illusion besessen, dass man’s auch alleine schafft. Wollt volkseigne Kombinate an der Börse etablier’n, Alu-Chip gelenkt Plagiate sollten High-Tech produzier’n. Ganz beseelt von den Visionen stellte man sich dann zur Wahl. Doch das Volk vergibt Lektionen – das Ergebnis ward zur Qual: Niemand wollt den Dieletanten seine Zukunft anvertrau’n; so sie schmählich bald erkannten: dieses Volk ist ohne Traum. 1999 (vertont 2019) |
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